GNF - Baikalrobbe im Fokus
 

Nerpa im Fokus am Baikalsee, Russland

 

Der Naturschutzverband Club Firn, der GNF-Partner am Baikalsee in Burjatien, Russland, führt das Projekt „Nerpa im Fokus“ zum Schutz der einzigartigen Baikalrobbe, der sog. Nerpa, in Zusammenarbeit mit der Reiseagentur Firn Travel und dem Zabaikalskiy Nationalpark durch. Das Hauptziel des Projekts ist der Aufbau der Kooperation zwischen unterschiedlichen Organisationen und die Optimierung der Besichtigungen der Robbensiedlungen am Baikalsee.

Sommer-Camp 2010 am Baikalsee

Im Rahmen des internationalen Projekts „Nerpa im Fokus“ fand auf den Uschkani-Inseln ein Eco-Camp für Jugendliche und Erwachsene statt. Diese Inselgruppe ist ein markanter Zufluchtsort für die einzigartigen Baikalrobben. Die Studenten der Ost-Sibirischen Akademie der Künste, Mitarbeiter von FIRN und des Zabaikalskiy-Nationalparks nahmen am Eco-Camp teil. Sie errichteten eine Schutzhütte für den Ranger des Nationalparks, rekonstruierten Öko-Pfade und eine Aussichtsplattform, von wo aus man die Baikalrobben betrachten kann, ohne sie zu stören.

Der Baikalsee und die Baikalrobbe

Der Baikalsee ist mit 1.637 Metern der tiefste und mit mehr als 25 Millionen Jahren der älteste Süßwassersee der Erde. Der Baikalsee und seine Umwelt weisen eine einzigartige Flora und Fauna auf: etwa zwei Drittel der rund 1.500 Tier- und 1.000 Pflanzenarten sind endemisch, kommen also ausschließlich hier vor.

Die Baikalrobbe (Phoca sibirica, russisch „Baikalskaja Nerpa“ (Байка́льская не́рпа)) ist eine endemische Robbe. Als eine von insgesamt drei Robbenarten lebt sie ausschließlich im Süßwasser (wie auch die Ladoga- und Saimaarobben). Der Baikalsee ist der einzige Ort, an dem die Baikalrobbe vorkommt. Nur manchmal wandern einzelne Tiere zu den in den See fließenden Wasserläufen, bleiben aber niemals lange dort. Die Jagd in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte die Baikalrobbe an den Rand der Ausrottung gebracht. Zurzeit sind die Daten über die Anzahl der Robben widersprüchlich und schwanken zwischen 70.000 und 110.000. Die Baikalrobbe gehört offiziell nicht zu den bedrohten Tierarten, ihr Erhalt erfordert aber trotzdem spezielle Aufmerksamkeit und das Ergreifen von Schutzmaßnahmen.

Die Inseln

Im Baikalsee befindet sich eine einzigartige Inselgruppe, die aus mehreren kleinen Inseln besteht, die man „Ushkani“ nennt. Diese unberührten Inseln stehen unter strenger Kontrolle des Zabaikalskiy Nationalparks. Sie sind ein markanter Zufluchtsort für Baikalrobben an warmen sonnigen Tagen, wenn sie ein Sonnenbad auf den steinigen Ufern der Inseln nehmen und so manchmal riesige Kolonien von Hunderten Tieren bilden. Dieses einmalige Naturschauspiel zieht zahlreiche Touristen an, die die liebenswerten und charmanten Robben in ihrer natürlichen Umgebung betrachten wollen.

 

Umweltschutz und Tourismus

Die Besichtigungen der Ushkani-Inseln sind streng begrenzt. Eine der wichtigsten Maßnahmen zum Schutz der Robbenpopulation ist neben der Beendung des Jagdfrevels die Erhaltung ihrer Steinkolonien. Die Tourismusentwicklung mit dem Erhalt der einzigartigen natürlichen Umgebung in Einklang zu bringen, ist keine leichte Aufgabe für einen Nationalpark. Club Firn und die Reiseagentur Firn Travel sind im Bereich nachhaltiger Tourismus am Baikalsee aktiv tätig und führen zusammen mit dem Zabaikalskiy Nationalpark Projekte durch, um die Besichtigungen von den Robbenkolonien umweltfreundlicher zu gestalten.

 Erneuerung des Ökopfads
 Baikalrobben im Baikalsee
 Baikalroben auf Steinen
 Klares Wasser als Lebensraum der Robben
 Infotafel
 

Gemeinsames Projekt

Mit der finanziellen Unterstützung des GNF fördert Club Firn den Schutz der Baikalrobbe. Freiwillige Helfer von Firn unterstützen dies bei der Ausstattung der Besichtigungspunkte im Nationalpark auf den Ushkani-Inseln. Ein Tarnnetz ermöglicht eine unauffällige Beobachtung der Tiere. Informationstafeln mit der Projektbeschreibung wurden an mehreren Stellen als Sensibilisierungsmaßnahme platziert. Die Mitarbeiter des Nationalparks wurden zusätzlich ausgebildet, damit sie effektiver mit den Besuchern arbeiten können.

Weises Management

Dank dem „weisen” Management kann eine Gruppe von zehn Menschen an einem Ort weniger Schaden anrichten als ein einzelner rücksichtsloser Tourist. Die unberechtigte Besichtigung der Inseln von „Wildnisfans” kann das empfindliche Ökosystem beeinträchtigen und die Ruhe der Tiere stören. Die Besichtigung der Ushkani-Inseln ist nur mit einer schriftlichen Genehmigung des Zabaikalskiy Nationalparks möglich. Die Reisetouren von Club Firn und Firn Travel zu den Ushkani-Inseln beachten die Robbenschutzmaßnahmen und haben die Förderung der „weisen” Tourismusregulierung zum Ziel.

 

Erfolge und Herausforderungen

Neben der Bewusstseinsbildung, der PR-Kampagne und der Zusammenarbeit mit den Partnerorganisationen fördern die Projektveranstalter konkrete Maßnahmen und einen übergreifenden Ansatz zum Schutz der Baikalrobben. Die Jugend aus Ulan-Ude und den ländlichen Gemeinden in der Baikalregion, die Regierungsvertreter, die für den Robbenschutz zuständig sind, Wissenschaftler und Reiseagenturen am Baikalsee und in Deutschland wurden in das Projekt mit einbezogen.

 

Das Projekt hat zwei Hauptbestandteile

  • Förderung der Bewusstseinsbildung über die einzigartige Baikalrobbe und ihre Umgebung in lokalen Gemeinden in Burjatien, insbesondere bei den Jugendlichen sowie
  • Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Regierung und Zivilgesellschaft zum Schutz der Baikalrobbe Nerpa.

 

Bisherige Projekttätigkeiten

Die Freiwilligenarbeit, die seit 2005 in der Region stattfindet, trug zur Verbesserung der Infrastruktur auf den Inseln in der Bolshoy Chivyrkuy Bucht bei, und erleichterte damit die Durchführung der Sicherheitsmaßnahmen für die regionalen Seeinspektoren.

Die Foto-Safari, die von Firn Travel im Frühling 2006 durchgeführt wurde, bot eine Alternative zur Jagd an und wurde zum Ereignis, das die Freunde vom Baikalsee und unterschiedliche Reiseveranstalter zusammenbrachte, die den Erhalt der Biodiversität am Baikalsee anstreben.

 

Im Jahr 2007 wurde das Nerpa-Informationszentrum auf dem Territorium des Zabaikalskiy Nationalparks gegründet. Im Zentrum wird eine Dauerausstellung zum Thema Baikalrobben präsentiert. Das Ziel der Ausstellung ist die Unterstützung der Schutzmaßnahmen und die Verbreitung des Ökowissens unter der Bevölkerung mit dem Ziel, ihnen das Gefühl für einen behutsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen zu geben. Eine Wanderausstellung über die Baikalarobbe wurde von Club Firn im Jahr 2008 veranstaltet. Im Rahmen dieser Ausstellung fand das Festival „Tag der Nerpa“ statt. Die Wanderausstellung belebt das Interesse der lokalen Gemeinden in Ulan-Ude und in den ländlichen Gebieten in Burjatien an der einmaligen Tierart. Im April 2008 fand eine dreitägige Nerpa-Fototour im Zabaikalsky Nationalpark statt. Die Idee wurde bereits auf dem Reisepavillon, der Messe für alternatives Reisen, in Stuttgart den deutschen Reiseveranstaltern vorgestellt. Ein Kinderbuch mit dem Titel „Nerpa ist das Kind vom Baikal“ wurde 2009 veröffentlicht und wird für die Bewusstseinsbildung über die Baikalrobbe, ihre Lebensräume und Probleme unter den Jüngsten sorgen. Im Rahmen spezieller Seminare erhalten Kinder die Möglichkeit, die Kunst der Souvenirerzeugung zu erlernen: sie können selber Robben-Souvenirs fertigen und sich gleichzeitig das Wissen im Bereich Mikrounternehmen und regionale wirtschaftliche Entwicklung im Tourismus aneignen. Obwohl die Nachfrage nach Robbenfellen zurückging und somit für die Verringerung der Jagd und die Stabilisierung der Situation sorgte, bleibt das Problem der alternativen Einkommensquellen für die einheimische Bevölkerung akut. Mehr Aufmerksamkeit soll der Förderung vom nachhaltigen Tourismus in der Region geschenkt werden.

Wenn Sie unsere Absichten teilen, die einzigartige Biodiversität am Baikalsee zu wahren und somit auch die Baikalrobbe zu schützen, freuen wir uns über Ihre Unterstützung.

 

Auf einer separaten Webseite der Organisation FIRN werden die schönsten Gemälde junger Künster zum Thema Baikalrobbe gezeigt. Die Bilder finden Sie hier.

 

Weitere Informationen über den Baikalsee finden Sie auf unserer Webseite.

 
 

Projektdauer:

 

Projektländer:

 

Förderer: 

 

Projektpartner:

2005 – 2012

 

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