Wie wir ein Naturparadies vom Abfall befreien

Wie wir ein Naturparadies vom Abfall befreien

Von Alena Hayer

 

Im Sommer 2022 hatten David Marchetti und ich die Gelegenheit, nach Zentralasien zu reisen und einen der unberührtesten Orte zu besuchen, die wir je gesehen haben: den Hovsgol-See, der als einer der ältesten und saubersten Seen der Welt gilt. Der Hovsgol ist vollständig in Permafrost eingebettet und friert jedes Jahr für sechs lange Monate, wenn die Lufttemperatur auf minus 40 °C sinkt, vollständig zu. Von den Einheimischen wird er dann sogar als Straße genutzt. Der Hovsgol ist die Heimat traditioneller Nomadenfamilien, die hier schon seit Jahrhunderten leben.

Der mongolische Hovsgol-See: große Anziehungskraft, große Herausforderungen

In den Sommermonaten kehrt das Leben an den See zurück und mit Temperaturen um 30 °C wird er zu einem Hotspot für den nationalen und internationalen Tourismus. Die Besucher*innen erleben die Schönheit des Sees, die Weite der Tundra und die Stille der sibirischen Lärchenwälder, sie unternehmen Reitausflüge und gehen am Seeufer wandern. Ihre Zahl erreichte zuletzt vor der Corona-Pandemie bis zu 140.000 pro Saison. Vom Aufschwung profitieren sowohl professionelle touristische Camps als auch die von örtlichen Nomadenfamilien betriebenen „Ger-Camps“, wo man in traditionellen Jurten übernachten kann.

Der Hovsgol-Nationalpark hat allerdings ein Müllproblem. Über viele Jahre haben die Helfer*innen unseres Partners ecoDevshilt die Mitarbeitenden des Parks dabei unterstützt, Abfälle zu sammeln und zur örtlichen Hatgal-Deponie zu bringen. Zuletzt stießen sie aber angesichts der ständig steigenden Abfallmengen an ihre Grenzen. Seit 2020 kooperiert der GNF mit ecoDevshilt, um den örtlichen Tourismus durch den Aufbau eines selbsttragenden Abfallmanagementsystems nachhaltiger zu gestalten.

Mit konkreten Maßnahmen für weniger Müll – und mit Unterstützung der Botschaft

Schon am Eingang des Nationalparks konnten wir eine der Projektaktivitäten beobachten: ecoDevshilt verteilt gegen ein Pfand von 5.000 Mongolischen Tugrik (ca. 1,50 Euro) Müllsäcke, welche die Tourist*innen zu einer Sammelstelle zurückbringen müssen. Das hilft ecoDevshilt nicht nur, den Müll ohne Transportkosten zu entsorgen, es schärft auch das Bewusstsein der Besucher*innen. 

Das beeindruckende Engagement und die Kreativität, die uns unsere Partnerinnen – es sind tatsächlich alles Frauen – während der folgenden Tage im Park vor Augen geführt haben, stimmt uns optimistisch, dass die Einrichtung eines Müllmanagementsystems für den Hovsgol-See bis Ende 2023 realistisch ist.

Vor unserer Abreise aus der Mongolei sprachen wir in der Deutschen Botschaft in Ulan-Bator mit der Stellvertretenden Botschafterin Regina Rutenberg. 2021 hatte bereits Botschafter Jörn Rosenberg den Hovsgol und unser Projekt besucht, das vom BMZ gefördert wird. Es ist uns wichtig, uns auch weiterhin eng mit der Bundesregierung auszutauschen und gemeinsam zu demonstrieren, wie bedeutsam die durchgeführten Maßnahmen sind – und so einen Beitrag zum Schutz eines der schönsten Seen der Welt zu leisten.