GNF - Lebendiger See 2022 - Dümmer
 

Lebendiger See des Jahres 2022: Dümmer

 © Apffelstaedt

Der GNF und das Netzwerk Lebendige Seen Deutschland ernennen jährlich am UN-Weltwassertag, dem 22. März, den „Lebendigen See des Jahres“. Die Auszeichnung macht auf Seen und Feuchtgebiete als wertvolle Ökosysteme und einzigartige Naturschätze aufmerksam und stellt Errungenschaften zu deren Schutz heraus.




Lage:
Land Niedersachsen, Landkreise Diepholz, Vechta und Osnabrück
Seespiegel: 37,20 m über NN, mittlerer Wasserstand im Sommer, 36,80 m über NN, mittlerer Wasserstand im Winter
Fläche: 15 km²
Größte/Mittlere Tiefe: 1,4 m / 1,1 m
West-Ost-Ausdehnung: etwa 4 km
Nord-Süd-Ausdehnung: etwa 5,6 km
Volumen: ca. 14 Mio. m³
Eigentümer: Land Niedersachsen

 © Körner
 

Zum zweiten Mal nach 2017, als das Steinhuder Meer gekürt wurde, geht die Auszeichnung „Lebendiger See des Jahres“ dieses Jahr nach Niedersachsen: Der Dümmer ist Titelträger 2022, wie Global Nature Fund (GNF) und Netzwerk Lebendige Seen Deutschland (NLSD) anlässlich des Weltwassertags bekanntgaben.

 

Ein natürliches Netzwerk für Uferschnepfe, Brachvogel, Fischadler und Blaukehlchen

Nach dem Steinhuder Meer ist der Dümmer mit einer Wasserfläche von etwa 1.300 Hektar der zweitgrößte See des Bundeslandes Niedersachsen. Das wertvolle Ökosystem, zu dem auch angrenzende Feuchtgrünlandflächen gehören, erstreckt sich über rund 4.760 Hektar. Der vor rund 11.000 Jahren während der letzten Eiszeit entstandene See ist im Durchschnitt nur 1,10 Meter tief und an keiner Stelle tiefer als 1,40 Meter – und vielleicht gerade deshalb doch ein Hotspot der Artenvielfalt, insbesondere für seltene Vögel. Er zählt zu den fünf niedersächsischen Feuchtgebieten von internationaler Bedeutung, die nach der RAMSAR-Konvention geschützt werden und gehört zum europäischen Schutzgebietssystem NATURA 2000.

 

„Der Dümmer zeigt beispielhaft, dass die Natur faszinierende Netzwerke bildet“, erklärt Bettina Schmidt, Projektmanagerin beim Global Nature Fund. „Deshalb gilt unsere Auszeichnung als Lebendiger See des Jahres dem See, aber auch der einzigartigen Vernetzung mit anderen Ökosystemen, etwa den weiträumigen Feucht- und Nasswiesen in seiner Umgebung. Diese kleinräumige Vernetzung ist der Grund, weshalb besonders viele – teilweise äußerst bedrohte – Vogelarten im Gebiet am und um den Dümmer leben, darunter Knäk- und Löffelente oder Blaukehlchen.“ Das Feuchtgrünland zieht wiederum Wiesenvögel wie Bekassine, Uferschnepfe, Kiebitz, Rotschenkel und den großen Brachvogel an – sogar das sehr seltene Tüpfelsumpfhuhn wird bisweilen festgestellt. Die Teichrosenfelder auf dem See bieten der größten niedersächsischen Kolonie von Trauerseeschwalben einen Brutplatz. Und über dem Gewässer ziehen Fisch- und Seeadler ihre Kreise und profitieren vom reichhaltigen Nahrungsangebot im See.

 

Engagierter Naturschutz: Damit der See auch morgen noch „lebendig“ ist

„Wir sind stolz darauf, uns um dieses für den Naturschutz so bedeutsame artenreiche Feuchtgebiet Dümmer kümmern zu dürfen“, sagt Frank Apffelstaedt von der Ökologischen Station Naturschutzring Dümmer e.V. „Wir übernehmen damit aber auch eine große Verantwortung dafür, den bisherigen Zustand des Ökosystems zu erhalten und ihn möglichst sogar noch weiter zu verbessern. Dies beinhaltet nicht nur eine Menge Arbeit für viele Hauptamtliche und Freiwillige. Schlüssel zum Erfolg ist das Netzwerk vor Ort aus Naturschutzverwaltungen des Landes, der Landkreise Diepholz, Vechta und Osnabrück, dem Naturschutzring Dümmer und weiteren Naturschutzvereinen sowie die Einbindung des Tourismus, des Wassersports und auch der Landwirtschaft. Es gibt große Herausforderungen, die wir gemeinsam meistern müssen: Im Sommer üben viele Tausend Tagestouristen einen massiven Nutzungsdruck auf den Dümmer aus. Aus dem Einzugsgebiet der Hunte als Hauptzufluss des Dümmers kommt ein zu hoher Nährstoffeintrag in den See. Da der Wasserstand im Sommer entgegen dem natürlichen Verlauf hochgehalten wird, fehlt dem Röhricht im Uferbereich die Möglichkeit zur Regeneration. Und das sind nur einige der Probleme, für die wir im Austausch mit Kommunen, Behörden und den Menschen vor Ort immer wieder Lösungen finden müssen.“

 

Basis von ergriffenen Maßnahmen sind u.a. umfangreiche Bestandserfassungen von Wasser- und Watvögeln sowie Röhrichtvögeln. Schilfröhricht gehört in vielen Seenregionen Deutschlands zu den gefährdeten Lebensräumen. Daher wird das Röhricht am Seeufer gezielt erhalten und gefördert. Aus den Erfahrungen mehrerer Pilotprojekte setzt der Naturschutzring Dümmer e.V. hier auf eine gezielte Kombination aus Palisaden- und Zaunbau, um einerseits die Erosion durch Wellenschlag zu verringern und andererseits vor dem vorhandenen Schilf beruhigte Bereiche zu schaffen, in denen sich die Schilfpflanzen wieder allmählich ausbreiten können. Durch Sandeinspülung kann der erodierte Seeboden wiederhergestellt werden. Freiwillige Helfer*innen pflegen das Netz von Kleingewässern im Umland des Sees: So können Wasser- und Watvögel, Amphibien, Fische und seltene Pflanzen gedeihen. Die Ökologischen Station Naturschutzring Dümmer e.V. macht sich auch dafür stark, Hochmoore im weiteren Umfeld des Sees zu renaturieren. Ein weiterer Schwerpunkt der Tätigkeit ist zudem die Öffentlichkeitsarbeit und der Kontakt mit den Besucher*innen des Dümmergebiets. Es werden Themenführungen auf dem See, durch die Feuchtwiesen und in die Hochmoore der Umgebung angeboten. Entscheidend sei es, so die Umweltschützer*innen, nachhaltige Naturerlebnisse zu ermöglichen: Solche, die Spaß machen und den hohen Freizeitwert des Lebensraums Dümmer nutzen, aber eben auch das notwendige Wissen vermitteln, das zur Erhaltung des aktuellen „Lebendigen Sees des Jahres“ notwendig ist.

 

Starke Partner

Die Wilo-Foundation unterstützt die Arbeit des Netzwerks Lebendige Seen Deutschland als Förderer. Ihr Vorstandsmitglied Evi Hoch erläutert das Engagement: „Wir fördern weltweit Projekte rund um die Ressource Wasser, darunter die Initiativen des Global Nature Fund. Bei unserer Entscheidung für das Netzwerk Lebendige Seen Deutschland überzeugte uns vor allem der nachhaltige Ansatz. Wir unterstützen hier eine langjährige Kooperation von besonders engagierten und fachkompetenten Menschen, die vorbildliche Ideen zum Umwelt- und Gewässerschutz entwickeln. Dabei schauen sie auf konkrete Ökosysteme, haben aber stets auch das große Ganze einer lebendigen und lebenswerten Natur im Blick.“

 

Auch Torben Johannesen, dreifacher Welt- und Europameister mit dem Deutschland-Achter, ist dem Netzwerk Lebendige Seen Deutschland eng verbunden: „Der Rudersport ist auf den Lebensraum Wasser angewiesen. Eine gute Qualität der Gewässer und ihrer Ökosysteme sind für uns extrem wichtig. So liegt es nahe, dass wir uns als Team Deutschland-Achter als Botschafter für die bewährte Umweltinitiative ‚Lebendige Seen Deutschland‘ und das Engagement des Global Nature Fund stark machen“, sagt Johannesen.

 © Vollmer
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 © Vollmer
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 © Salzwedel

Förderer:

 Wilo-Foundation
 Deutschland Achter
 © Deutschland-Achter GmbH
 

Dokumente zum Lebendigen See 2022: Dümmer

Laudatio

 

Pressemitteilung

 

Seenpartner

Ökologische Station
Naturschutzring Dümmer e.V.
- Arbeitsgemeinschaft der drei Naturschutzverbände
Biologische Schutzgemeinschaft Hunte Weser-Ems e.V. (BSH),

Mellumrat e.V. und Naturschutzbund e.V. (LV) -
Am Ochsenmoor 52 (im Gebäude der Naturschutzstation Dümmer)
49448 Hüde, Deutschland
Tel.: +49 5443 1367
E-Mail: naturschutzring.duemmer@t-online.de

Website: www.naturschutzring-duemmer.de

 

 Naturschutzring Dümmer e.V.

Anreise

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: mit RE von Diepholz oder Osnabrück bis Lemförde. Dann per Bus nach Lembruch. Von Juni-Okt: Von Osnabrück über Hüde nach Lembruch (Freizeitbus Dümmer)

Mit dem Auto: Zum Naturschutzring Dümmer e.V. fährt man von Diepholz oder Osnabrück über die B 51. In der Ortschaft Marl: Haßlinger Str. (dem Schild Naturschutzstation folgen).