GNF - Freiwillige
 

Freiwilligenarbeit im Wildtierbereich

Wenn sich junge Menschen für Wildtiere und deren Schutz einsetzen wollen, ist das eine tolle Sache. Die Teilnahme an einem Auslandsaufenthalt im Rahmen eines Freiwilligenprogrammes kann eine gute Gelegenheit sein, erste Erfahrungen zu sammeln. Dabei sollte man aber unbedingt sicherstellen, dass der eigene Einsatz auch wirklich einen positiven Beitrag leistet und nicht zwielichtige Einrichtungen unterstützt, die die Freiwilligen und Wildtiere ausnutzen.

Video: Should we be petting cubs and walking with lions?

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Man sollte sich daher im Vorfeld genau informieren und Angebote kritisch hinterfragen. Die folgenden Informationen sollen dabei helfen, die richtigen Fragen zu stellen:

Behauptet die Einrichtung, Löwen zu züchten oder verwaiste Löwenjungen aufzuziehen, die später in die Wildnis entlassen werden sollen?

 

Sei dir bewusst, dass: sehr wenige bis gar keine der vermeintlich „verwaisten“ Löwenjungen, mit denen du kuscheln und spielen darfst, in der Wildnis verlassen und gerettet wurden. Sie wurden sehr wahrscheinlich von in Gefangenschaft lebenden Löwinnen geboren und ihrer Mutter mit nur wenigen Tagen weggenommen, um das Weibchen in einen neuen Reproduktionszyklus zu zwingen und die Jungen für die Freiwilligenarbeit auszunutzen. Auch können die handaufgezogenen, an den Menschen gewöhnten und genetisch oftmals kranken Tiere niemals in die Wildnis entlassen werden. Fakt ist, dass es in Südafrika keinen einzigen Fall einer erfolgreichen Auswilderung von in Gefangenschaft gezüchteten Löwen gibt. Außerdem hat das Land derzeit keinen Bedarf an einem Auswilderungsprogramm von Löwen. Diese Tiere haben damit keinerlei Artenschutznutzen und werden nach Erreichen des Erwachsenenalters zumeist in der Gatterjagd oder für die Traditionelle Chinesische Medizin als Tigerersatzstoff getötet. Durch deinen Freiwilligeneinsatz in solchen Einrichtungen finanzierst du damit also lediglich die Weiterführung dieses zwielichtigen Geschäfts und der Zucht von Löwen für den Abschuss.

 

Bietet die Einrichtung Aktivitäten an, bei denen du in direktem Kontakt zu Wildtieren bist?

 

Sei dir bewusst, dass: es für Löwen und andere Wildtiere unter keinen Umständen natürlich ist, von Menschen angefasst, gestreichelt oder spazieren geführt zu werden. Die enge Gewöhnung der Tiere an den Menschen reduziert ihre natürliche Scheu und macht sie in den allermeisten Fällen ungeeignet für eine spätere Auswilderung. In Südafrika gibt es nur eine Handvoll von glaubwürdigen Wildtierauffangstationen und diese Einrichtungen werden mit ihren Tieren in keinem Fall züchten, handeln oder in irgendeiner Weise direkt interagieren.

 

Erhältst du wirklich die Möglichkeit, einen fundierten und professionellen Einblick in die Arbeit zu bekommen?

 

Sei dir bewusst, dass: – wie schon erwähnt – der direkte Kontakt mit dem Menschen für Wildtiere in keiner Weise natürlich ist. Wenn du wirklich an einer echten und (wild)tier-freundlichen Erfahrung interessiert bist, solltest du die Tiere dort erleben, wo sie sich am wohlsten fühlen: in der Wildnis! Unterstütze zum Beispiel ein Forscher- oder Naturschutzteam bei ihrer Arbeit. Generell ist die Qualität und Richtigkeit der Informationen, die man auf Löwen- und anderen Raubtierfarmen in Südafrika erhält, oftmals sehr schlecht und verwirrt wichtige Naturschutzregeln und -prioritäten. Ein guter Indikator kann die Anzahl der Freiwilligen sein, die zur gleichen Zeit in einer Einrichtung angenommen werden. Sind es zu viele, könnte die Einrichtung vielleicht eher an deinem Geld als an deinem Austausch mit professionellen Experten interessiert sein.

 

Wenn die Einrichtung behauptet, zum Arten- und Naturschutz beizutragen, hat sie auch wirklich die notwendigen Kapazitäten und Netzwerke dafür?

 

Sei dir bewusst, dass: nur sehr wenige – wenn überhaupt welche – der privaten Löwen- und Raubtierfarmen in Südafrika als echte Schutzeinrichtungen betrachtet werden können, da sie nicht mit anerkannten Ökologen, Wissenschaftlern oder international anerkannten Verbänden zusammenarbeiten. Die meisten von ihnen züchten und halten Raubtiere einzig und allein für eine Reihe von kommerziellen Zwecken und die (Aus)Nutzung von Freiwilligen ist zu einer der lukrativsten Einkommensquellen geworden. Einige Einrichtungen verdienen monatlich rund 100.000 Euro damit! Bevor du als Freiwilliger oder Tourist eine dieser Einrichtungen besuchst, solltest du in den sozialen Medien und Internetblogs nach weiteren Informationen suchen. Stell dir – und den Betreibern! – im Vorfeld kritische Fragen zu ihrer Arbeit und ihrem Zweck und versuche ihre Antworten auf deine Fragen durch andere Quellen zu fundieren:

  • Wenn es eine Auffangstation ist – bieten sie lebenslange Pflege für die Tiere an?
  • Wo kommen all die Tiere her und wo gehen einige von ihnen hin?
  • Handelt die Einrichtung mit Tieren?
  • Entsprechen die Haltungsbedingungen den Bedürfnissen des Tieres, z.B. hinsichtlich Platz und Versteckmöglichkeiten, oder sind sie eher auf ein gutes Besuchererlebnis ausgelegt?
  • Wer ist der anerkannte Raubtierökologe oder -wissenschaftler der Einrichtung?

 

Diese Einrichtungen nehmen Unmengen von Geld ein – dein Geld! – um ihre zwielichtigen Praktiken zu finanzieren. Dieses Geld und dein Einsatz sollten besser für Initiativen eingesetzt werden, die wirklich einen Beitrag zum Arterhalt und Naturschutz leisten.

 

Die folgende Infografik der Organisation Wildlife ACT in Südafrika (www.wildlifeact.com), veranschaulicht, wie sich seriöse und unseriöse Freiwilligenprogramme auf den Artenschutz, aber auch auf die lokale Entwicklung und Wirtschaft auswirken können.

 

Infografik von Wildlife ACT (1 MB)

 

Video: Wildlife volunteering – conservation or con?

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Durch die Unterstützung unseriöser Einrichtungen – ob als Besucher oder Freiwilliger – trägst du nicht zum Schutz dieser ikonischen Tierarten bei. Stattdessen beteiligst du dich an der Verbreitung von falschen Informationen und dem Horror, den die Tiere täglich erleben müssen.

 

Artikel auf der Webseite www.abi.de der Bundesagentur für Arbeit:

 

http://www.abi.de/news/schule_beruf/lions-for-sale014414.htm

 

Wie fühlt es sich an, wenn man als Freiwilliger etwas Gutes tun möchte und dann plötzlich auf einer Löwenzuchtfarm landet? Laura Fauß ist genau das passiert - in ihrem Blog schreibt sie darüber.