Pressemitteilung vom April 2007
„Klima-Allianz" gegründet: Kirchen, Umweltverbände und Entwicklungsorganisationen rufen Bundesregierung zum Handeln auf
Berlin: In einer „Klima-Allianz" haben sich Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche, Entwicklungsorganisationen wie der Evangelische Entwicklungsdienst, Brot für die Welt, die Diakonie Katastrophenhilfe und Misereor, Umweltverbände wie der BUND, DUH, Greenpeace, NABU und den WWF sowie weitere Organisationen wie der Deutsche Alpenverein und attac vereint. Insgesamt über 40 Organisationen veröffentlichten am 24. April 2007 einen gemeinsamen Aufruf für eine entschlossenere Klimapolitik.
Erstmalig in Deutschland tritt damit ein breites Bündnis an, um gemeinsam den Klimawandel zu stoppen.
Weihbischof Bernd Uhl, Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Deutschen Bischofskonferenz, zum Zweck des Bündnisses: „Der Klimawandel trifft Mensch und Natur weltweit in einem Ausmaß, das historisch ohne Beispiel ist. Der Schutz des Klimas ist deshalb aus ethischer Verantwortung für den Erhalt der Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen und zur Bewahrung unserer Schöpfung dringend geboten."
Für die Umweltseite begründet Angelika Zahrnt, Vorsitzende des BUND, den Zusammenschluss: „Trotz einhelliger Warnungen der Wissenschaftler wird der Klimaschutz immer wieder von kurzsichtigen wirtschaftlichen oder politischen Interessen blockiert. Die Klima-Allianz soll Anstöße zu einer gesellschaftlichen Bewegung für mehr Klimaschutz geben. Wir rufen die Bundesregierung dazu auf, ein neues Klimaschutzprogramm vorzulegen, damit bis 2020 die klimaschädlichen Emissionen um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 verringert werden."
Grundlage dafür sei der entschlossene Ausbau erneuerbarer Energien und der Kraft-Wärme-Kopplung, anstatt neue Kohlekraftwerke zu bauen. Im Verkehrsbereich müssten strenge Verbrauchslimits für Pkw und ein Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen gelten. Die Trägerorganisationen der Klima-Allianz forderten die Abschaltung der Atomkraftwerke und ein Fördergesetz für erneuerbare Energien im Bereich der Gebäudeheizung.
Josef Sayer, Hauptgeschäftsführer des bischöflichen Hilfswerks Misereor: "Die Menschen in den Entwicklungsländern sind vom Klimawandel besonders hart betroffen. Es geht nicht um die Frage, ob wir im Winter noch weiterhin Ski fahren können oder ob unsere Sommer zu heiß sind, sondern um die Bedrohung der Existenzgrundlage ohnehin schon notleidender Menschen durch Überschwemmungen, Dürren und Ausbreitungen von Krankheiten. Dafür sind die Industrieländer die Hauptverantwortlichen."
Konrad von Bonin, Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Entwicklungsdienstes: „Die Industriestaaten müssen die Kosten der Anpassung an den Klimawandel in den Entwicklungsländern mittragen und beim Aufbau einer klimaverträglichen Energieerzeugung helfen. Dabei geht es nicht um Almosen, sondern um Gerechtigkeit."
Die Bundesregierung muss nach Auffassung der Klima-Allianz zusätzliche Finanzmittel zur Armutsbekämpfung und für Anpassungsmaßnahmen in Entwicklungsländern aufbringen. Der Anteil der Entwicklungshilfe am Bruttosozialeinkommen müsse bis 2015 auf 0,7 Prozent erhöht werden. Dies sollte durch die Einführung einer Flugticketabgabe unterstützt werden. Die CO2-Zertifikate beim Emissionshandel sollten umgehend versteigert werden, nicht erst nach 2012, wie derzeit von der Bundesregierung vorgesehen. Ihrer internationalen Verantwortung müsse die Bundesregierung auch beim bevorstehenden G8-Gipfel und bei den Klimaverhandlungen gerecht werden.
Roland Hipp, Kampagnengeschäftsführer von Greenpeace: „Die Zeit wird knapp – Politik und Wirtschaft müssen endlich die Energiewende einleiten. Bloße Lippenbekenntnisse zum Klimaschutz reichen nicht aus. Anstatt Grundsteine für Braunkohlekraftwerke zu legen, muss Bundeskanzlerin Angela Merkel in Deutschland die Basis für eine zeitgemäße Energieversorgung ohne Atomkraft und Kohle schaffen. Unsere Klima-Allianz zeigt, dass es eine große gesellschaftliche Mehrheit für eine Energiewende gibt. Die Trägerorganisationen der Klima-Allianz werden mit ihren Mitgliedern und Unterstützern die Bundesregierung regelmäßig an ihre Verantwortung erinnern."
Die Trägerorganisationen der Klima-Allianz laden auch Unternehmen, Gewerkschaften und weitere Organisationen dazu ein, sich dem Bündnis anzuschließen.
Auf der Internetseite www.die-klima-allianz.de sind die Liste der Trägerorganisationen und das Positionspapier der Klima-Allianz zu finden.
Für Rückfragen:
Christoph Bals, Germanwatch, 0174-3275669, bals@germanwatch.org
Dr. Bernd Bornhorst, Misereor, 0160-97234167, bornhorst@misereor.de
Richard Brand, Evangelischer Entwicklungsdienst, 0170-4336856, richard.brand@eed.de
Thomas Breuer, Greenpeace, 0171-8780820, thomas.breuer@greenpeace.de
Klaus Breyer, Evangelische Kirche von Westfalen, 0175-2413100, k.breyer@kircheundgesellschaft.de
Wolfgang Ehrenlechner, Katholische Landjugendbewegung, 0171-1432838 w.ehrenlechner@kljb.org
Jürgen Maier, Forum Umwelt und Entwicklung, 0171-3836135, chef@forumue.de
Matthias Seiche, BUND, 0160-97618469, matthias.seiche@bund.net
Mitglieder der Klima-Allianz:
Arbeitsgemeinschaft aller Umweltbeauftragten in den Evangelischen Kirchen in Deutschland, Arbeitskreis zukunftsfähiges Hamburg, artefact - Zentrum für nachhaltige Entwicklung, Attac, Brot für die Welt, BUND, Campact, Caritas International, Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg, Deutsche Umwelthilfe, Deutscher Alpenverein, Deutscher Naturschutzring, Diakonie Katastrophenhilfe, Eine Welt Netz NRW, Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck, Evangelische Kirche Westfalen, Evangelischer Entwicklungsdienst, Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft, Forum Umwelt und Entwicklung, Germanwatch, Gesellschaft für bedrohte Völker, Global Nature Fund, Greenpeace, Grüne Liga, Help - Hilfe zur Selbsthilfe, KATE Kontaktstelle für Umwelt & Entwicklung Stuttgart, Katholische Landjugendbewegung, Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW, Misereor, Mission Eine Welt, NABU, Nordelbisches Missionszentrum, Pazifik-Netzwerk, Peter Hesse Stiftung, Stiftung Zukunftsfähigkeit, Umwelt-Akademie, Umweltrat der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Urgewald, Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen, Verbund Entwicklungspolitischer NRO Brandenburgs, Vereinte Evangelische Mission, Verkehrsclub Deutschland, WEED, Women in Europe for a Common Future, WWF, Zukunftsrat Hamburg