„Das Venedig Afrikas" versinkt im Müll – Nokoué-See in Benin ist Bedrohter See des Jahres 2019
 

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„Das Venedig Afrikas" versinkt im Müll – Nokoué-See in Benin ist Bedrohter See des Jahres 2019

Müll und Chemikalien bedrohen das ohnehin empfindliche Ökosystem des Nokoué-Sees in Benin, Westafrika. Abfälle, unbehandelte Haushalts- und Industrieabwässer werden in den See entsorgt. Es müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden, um die negativen menschlichen Einflüsse auf den See zu vermindern und eine dauerhafte, nachhaltige Zukunft für kommende Generationen zu gewährleisten.

Abfall wird über die Zuflüsse in den Nokoué-See
gespült oder gelangt direkt aus den umliegenden
Gemeinden in den See. Copyright: AMAF-BENIN
Radolfzell/Sô-Ava, 29. Januar 2019: Das Dorf Ganvié am Nordufer des Nokoué-Sees in Benin ist die größte afrikanische Stadt, die vollständig auf Stelzen gebaut wurde. Ganvié wird auch als „Venedig Afrikas" bezeichnet. Auf der schmalen Landzunge, die den See vom Atlantik trennt, liegt Cotonou, die mit fast 1 Mio. Einwohnern größte Stadt des Landes. Der flache See und die Mündung des Flusses Ouémé bilden ein ausgedehntes Feuchtgebiet und sind ein Refugium für viele seltene und gefährdete Tierarten wie das Afrikanische Manati, eine an der westafrikanischen Küste heimische Seekuhart. Das klingt zunächst sehr idyllisch. Doch die Realität am Nokoué-See sieht anders aus.

Dramatische Zustände

„Der Nokoué-See gehört zu den wichtigsten Fischgründen in Benin. Seine zunehmende Verschmutzung bedroht die Umwelt, die Wasserfauna und gefährdet die menschliche Gesundheit," sagt Fataï Aina, Geschäftsführer der Living Lakes-Partnerorganisation Amis de l'Afrique Francophone-Bénin (AMAF-BENIN), die sich vor Ort für die Sanierung und den Schutz des Nokoué-Sees einsetzt.

Der See ist zahlreichen Verschmutzungsquellen ausgesetzt. In den Städten am See gibt es keine Abwasserreinigung und nahezu der gesamte Hausmüll wird in das Gewässer entsorgt. Fäkalien von auf Stelzen gebauten Toilettenanlagen werden ins Seewasser geleitet. Außerdem gelangen Phosphat, Nitrat, Sulfat, Chlorid, Ammonium aus dem Abbau von stickstoffhaltigen Abfällen, Blei aus Autobatterien, Batterien und Schrott aller Art über das Abflusswasser der wilden Müllhalden der Stadt Cotonou in den See. Pestizidrückstände, chemische Düngemittel und Substanzen der Lebensmittelindustrie werden vom Fluss Ouémé, der fast das gesamte Land durchzieht, in den Nokoué-See eingebracht. Ein weiteres Problem ist der von Schmugglern betriebene illegale Handel mit dem sogenannten „kpayo", einem Treibstoff-Verschnitt, der beim Transport zum Teil in den See gelangt.

Die schlechten hygienischen Bedingungen führen zu Krankheiten, wie Durchfall, Bilharziose, Cholera, Ruhr oder Typhus, die jedes Jahr vor allem bei zahlreichen Kindern unter fünf Jahren zum Tod führen. Da der Nokoué-See zu den wichtigsten Quellen der Fischerei in Benin gehört, stellen die dramatischen Verschmutzungen eine existenzielle Bedrohung der Menschen und ihrer Gesundheit dar.

Höchste Zeit für Veränderungen

Um die verantwortlichen beninischen Behörden zu sensibilisieren und die lokale Bevölkerung zu schützen, ernennen der Global Nature Fund und die örtliche Living Lakes-Partnerorganisation Amis de l’Afrique Francophone-Bénin (AMAF-BENIN) am 2. Februar, dem Weltfeuchtgebietstag, den Nokoué-See zum „Bedrohten See des Jahres 2019".

Auch für den Fortbestand der letzten Populationen des Afrikanischen Manatis ist es unerlässlich, Sanitär- und Kläranlagen für häusliche und industrielle Abwässer zu bauen. Zu den Aktivitäten, die AMAF-BENIN bereits durchgeführt hat, gehören vor allem Sanierungsmaßnahmen am Flussufer und Informationskampagnen in den ansässigen Gemeinden, die bereits erste positive Auswirkungen zeigen.

Erste Schritte in die richtige Richtung

Die Mangrovenwälder am Übergang zwischen dem See und dem offenen Meer bilden einen besonders wertvollen und schützenswerten Lebensraum. Deren Erhaltung ist nicht nur für das Überleben von seltenen Tier- und Pflanzenarten von großer Bedeutung, sondern auch für die lokale Fischerei. Mit finanzieller Unterstützung des GNF und des Rapunzel Hand in Hand-Fonds startete AMAF-BENIN vor kurzem ein Projekt zum Schutz der Biologischen Vielfalt in der Region. Neben der Wiederaufforstung degradierter Wald- und Mangrovenflächen bildet die Schulung von ortsansässigen Jägern, Fischern sowie lokalen Behördenvertretern im nachhaltigen Management der natürlichen Ressourcen einen Schwerpunkt.

Weitere Informationen und ein ausführliches Interview mit AMAF-BENIN Geschäftsführer Fataï Aina finden Sie unter: www.globalnature.org/BedrohterSee2019

Global Nature Fund und das Living Lakes-Netzwerk

Der Global Nature Fund (GNF) ist eine gemeinnützige, private, unabhängige Stiftung für Umwelt- und Naturschutz. Der GNF wurde 1998 gegründet und hat Büros in Radolfzell, Bonn und Berlin. Eine der zentralen Initiativen des GNF ist das Living Lakes-Netzwerk – ein globales Netzwerk von Organisationen, die sich für den Schutz von Seen und Feuchtgebieten einsetzen. Das Netzwerk umfasst derzeit 111 Mitglieder auf der ganzen Welt. Der Nokoué-See, vertreten durch die beninische Naturschutzorganisation Amis de l'Afrique Francophone-Bénin (AMAF-BENIN), ist Mitglied im internationalen Living Lakes-Netzwerk. (www.globalnature.org/livinglakes).
 
Kontakte

Global Nature Fund (GNF)
Bettina Schmidt
Projekt-Managerin
Fritz-Reichle-Ring 4
78315 Radolfzell, Deutschland
Tel.: (+49) 7732-9995-84
schmidt@globalnature.org 
www.globalnature.org  
 
Amis de l’Afrique Francophone-Bénin (AMAF-BENIN)
Fataï Aina
Geschäftsführer
Rue 213, Carré N°903 Saint-Jean
Cotonou, Benin
Tel.: (+229) 98146364/ (+229) 97274782
amafbenin@yahoo.fr  
https://amafbj.wixsite.com/amafbj
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