Der Chiemsee ist mit einer Fläche von fast 80 Quadratkilometern der drittgrößte See Deutschlands. Er entstand wie viele Voralpenseen nach der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren als Ausschürfung eines Gletschers. Damals bedeckte der heute größte See Bayerns die dreifache Fläche. Die Sedimente der Zuflüsse Tiroler Achen und Prien verkleinerten über die Jahrtausende den See auf seine heutige Größe. Eine Verkleinerung um rund 200 Hektar auf einen Schlag erfuhr der Chiemsee 1904, als der Wasserspiegel zur Landgewinnung um 60 bis 70 Zentimeter gesenkt wurde. Die Wiesen im Harrasser Moos hatten einst die bedeutendsten Bestände an Blauen Schwertlilien und Trollblumen im Voralpenraum. Durch die Trockenlegungsmaßnahmen, Grünlandumbruch und falsche Bewirtschaftung sind diese Bestände in den letzten Jahrzehnten stark dezimiert worden.
Heute ist der Chiemsee eine der größten Tourismusdestinationen in Deutschland. Für den Großraum München dient er zur Nacherholung, und in Süddeutschland ist der See mit dem umgebenden Chiemgau, der durch die Alpennähe landschaftlich besonders reizvoll ist, eines der beliebtesten Urlaubsziele überhaupt. Jährlich sind es rund 2,5 Millionen Übernachtungen, hinzu kommt eine große Anzahl von Tagesgästen aus dem Raum München. Damit die Natur dabei nicht auf der Strecke bleibt, wird ein partnerschaftlicher Dialog zwischen Behörden, Tourismus, Umweltverbänden und anderen Anspruchsgruppen geführt. Nur ein „sanfter Tourismus“ bewahrt die Schönheit und Besonderheit des Naturraumes und die langfristige Attraktivität als Touristenregion.
Ruhezonen mit entfernten Beobachtungsstationen lassen die Besucher am Naturschauspiel teilhaben, ohne die Tiere aufzuschrecken oder empfindliche Pflanzendecken zu zerstören. Exkursionen der Chiemsee-Naturführer des Vereins der Natur- und Landschaftsführer Inn/Salzach schärfen die Sinne für besonders wertvolle Naturschätze und tragen zur Aufklärung der Besucher über rücksichtsvolles Verhalten in den Naturgebieten auf. Erwähnenswert ist auch ihr Engagement für eine barrierefreie Umweltbildung, die den Chiemsee zu einem Pionier auf diesem Gebiet macht.