GNF - Bedrohter See des Jahres 2007
 

Bedrohter See des Jahres 2007:

Pantanal – Brasilien, Paraguay und Bolivien

 

Das größte Binnenfeuchtgebiet der Erde ist gefährdet

Die internationale Umweltstiftung Global Nature Fund (GNF) hat das Feuchtgebiet Pantanal zum „Bedrohten See des Jahres 2007" ernannt. Der GNF macht damit auf die dramatische Zerstörung der Feuchtgebietsfläche durch Monokulturen, intensive Viehwirtschaft, die Gewinnung von Gold und Diamanten sowie die Ethanol-Herstellung aufmerksam.

 

Ursprüngliche Gebiete werden zerstört

Ungefähr ein Fünftel der Fläche des Pantanal-Gebietes, das von Savannen, Tropenwäldern, Flüssen, Sümpfen und Seen geprägt ist, wurde bereits durch menschliche Eingriffe zerstört. Durch den Bau von neuen Ethanolfabriken und der Ausdehnung des Soja-Anbaus wird sich dieser Trend fortsetzen.

 

Infolge der wachsenden Nachfrage nach Biotreibstoffen in den USA und in Europa möchte Brasilien seine Ethanolproduktion von gegenwärtig 21 Mrd. Litern jährlich auf 30 Mrd. Liter im Jahr 2010 massiv erhöhen. Der Anbau von Soja soll ebenfalls ausgedehnt werden. Neben der Verwendung als Futterpflanze eignet sich die Sojapflanze auch als Biotreibstoff. Brasilien ist mit 50 Mio. Tonnen der zweitgrößte Sojaproduzent der Welt.

Bereits heute dehnen sich riesige Sojafelder in ursprünglich bewaldeten Savannenlandschaften, den sogenannten Cerroda, aus. Ein intakter Hochland-Cerrado ist jedoch von wesentlicher Bedeutung für den natürlichen Wasserhaushalt des tiefer gelegenen Überschwemmungslandes sowie den Artenreichtum. Rodung und Bodenverdichtung durch den Einsatz schwerer Landmaschinen führen zu Erosion und Veränderung des Wasserregimes. Die eingesetzten Kunstdünger und Pestizide werden ausgeschwemmt und verschlechtern die Wasserqualität der ins Pantanal fließenden Flüsse.

 

„Im Einzugsgebiet des Pantanals werden immer mehr Soja und Ethanol für die Märkte in Europa und Nordamerika produziert - auf Kosten unserer einzigartigen Natur", so Adalberto Eberhard, Gründer der brasilianischen Naturschutzorganisation ECOTROPICA. „Abholzung, Erosion und Vergiftung unserer Wälder, Flüsse und Seen im Pantanal sind die Folge der erweiterten Anbauflächen für Soja und Zuckerrohr. Durch ihre jüngste Genehmigung für den Bau von Ethanolfabriken erweist sich die Regierung von Mato Grosso do Sul als Totengräber des Pantanals".

Kampagne zum Schutz des Feuchtgebietes

Die Regierung des brasilianischen Bundesstaates Mato Grosso do Sul hat trotz massiven Widerstandes von Umweltschützern kürzlich den Bau von Ethanol-Destillen im Einzugsbereich des Pantanals genehmigt. Dadurch gelangen ungeklärte Abwässer in das weit verzweigte Flusssystem des Feuchtgebietes. Tropenwälder und Lebensräume seltener und vom Aussterben bedrohter Arten müssen Zuckerrohrplantagen weichen. ECOTROPICA und GNF fordern wegen der dramatischen Auswirkungen auf das sensible Ökosystem des Pantanals eine Rücknahme dieser Entscheidung.

 

Das Pantanal wird geprägt durch unzählige Seen, Flüsse und Tümpel, die sich zwischen immergrünem Regenwald, Trockenwäldern und Savannen erstrecken. Die Flüsse Paraguay, Cuiabá und Taquari sind die Hauptschlagadern des Überschwemmungsgebietes. Rund 90 % des Gebietes liegen in den brasilianischen Bundesstaaten Mato Grosso und Mato Grosso do Sul. Das Pantanal erstreckt sich in die westlich gelegenen Nachbarstaaten Paraguay und Bolivien.

 

665 verschiedene Vogel-, 265 Fisch-, 123 Säugetier- und über 1.700 Pflanzenarten sind der Grund, warum das Pantanal von den Brasilianern auch als „Garten Eden" bezeichnet wird. Zu den prominenten Bewohnern aus der Tierwelt zählen Jaguar, Ozelot und Brillenkaiman. Der riesige Jabiru-Storch, auch Tuiuiú genannt, ist das Symbol des Pantanals. Der vom Aussterben bedrohte Hyazinth-Ara kommt hier noch in größeren Kolonien vor. 

Hyazinth-Ara