Auf dem Weg zum Waldwiederaufbau

Auf dem Weg zum Waldwiederaufbau

Fallstudien zeigen, wie private Finanzierung für die Wiederherstellung von Wäldern und Landschaften genutzt werden kann – gute Beispiele und kritische Aspekte.

Anique Hillbrand stellt die Studie auf dem
Global Landscapes Forum in Luxembourg vor. /
Copyright: Global Nature Fund
Bonn, 4. Dezember 2019: Wie konnte eine Gemeinde in der Dominikanischen Republik mit Spenden aus einer Goldmine ehemalige Zuckerrohrplantagen und degradiertes Ackerland in fruchtbare Landschaften verwandeln? Wie hat eine Kleinbauern-Genossenschaft in Peru gelernt, Kakao zu verarbeiten und zu verkaufen, neue Einkommensquellen zu schaffen und gleichzeitig den Druck auf den Regenwald zu verringern?

Die guten Beispiele solcher, privat finanzierter Restaurierungsprojekte – die in anderen Projekten repliziert oder ausgebaut werden können – werden in einer neuen Studie analysiert: „Auf dem Weg zum Waldwiederaufbau", erstellt von OroVerde – Die Tropenwaldstiftung und dem Global Nature Fund (GNF).

Zu den wichtigsten Ergebnissen gehören: Eine integrative Gestaltung der Landschaft, bei der alle relevanten Stimmen einbezogen werden, ist unerlässlich. Zusätzlich braucht es realistische Renditeerwartungen und eine ausgewogene Verteilung der Risiken zwischen Investoren und Kleinbauern. Dies ist besonders wichtig, wenn Produzenten ermutigt werden, ihre traditionellen Praktiken zu verändern und an globalen Wertschöpfungsketten teilzunehmen. Transparente Besitz- und Rechtsansprüche sind ebenfalls unabdingbar, so das Fazit der Studie. Diese basiert auf vier Fallbeispielen, in denen Waldwiederaufbau durch private Investitionen oder Spenden finanziert werden.

„Die Analyse konzentriert sich insbesondere auf den Schutz der Biologischen Vielfalt und die Einbeziehung lokaler Gemeinschaften und indigener Völker", sagte Anique Hillbrand, Projekt-Managerin bei OroVerde und Mitautorin der Studie. Während des Global Landscapes Forum (GLF) Luxembourg 2019 wurde die Studie veröffentlicht. Hier kamen führende Institutionen und Persönlichkeiten des Finanzsektors aus der ganzen Welt zusammen, um darüber zu diskutieren, wie nachhaltige Finanzierungsmöglichkeiten erschlossen werden können.

„Große Investitionen in die Land- und Forstwirtschaft haben in der Vergangenheit gezeigt, dass Monokulturplantagen mit geringer Biodiversität problematisch sind und zu großen finanziellen Risiken bei den Landwirten führen. Wir haben daher speziell aus der Sicht des Landwirts analysiert, ob dessen Landrechte geachtet und lokale Stimmen gehört werden. Darauf aufbauend haben wir Empfehlungen für wirkungsvolle Investitionen in Wald und Biodiversität erstellt", sagte Hillbrand.

Die vier untersuchten Fallstudien:

Ein Waldwiederaufbau-Projekt in der Dominikanischen Republik, das teilweise durch eine 5-Millionen-Dollar-Spende der Goldmine Barrick Pueblo Viejo finanziert wird, funktioniert dank gemeinsamer Entscheidungsfindung bei multisektoralen Runden Tischen. Daran sind Kleinbauern und deren Organisationen beteiligt, aber auch die lokale Bevölkerung, Behörden, Wissenschaftler und NGOs. Das „Modellwaldkonzept" trägt dazu bei, die Zusage des Landes zu erfüllen, bis 2030 0,12 Millionen Hektar degradierte Wälder und Landschaften wiederherzustellen. Obwohl das Projekt aus ökologischer Sicht Vorbildcharakter hat, haben die Bauern immer noch Schwierigkeiten, ihr Holz und ihren Kakao zu verkaufen. So ist das Projekt finanziell noch nicht nachhaltig. Deshalb ist der Kapazitätsaufbau und die Unterstützung der Landwirte durch die lokale Nichtregierungsorganisation, die das Projekt umsetzt, weiterhin notwendig.

In der peruanischen Region Madre de Dios werden innovative Finanzierungsinstrumente eingesetzt, um Kapazitäten und lokale Strukturen aufzubauen, die zum Verkauf von CO2-Zertifikaten und Rohkakao führen. So soll eine finanzielle Rendite erzielt, neue Einkommensquellen erschlossen und der Druck auf den Regenwald verringert werden. Ein Darlehen des Klimafonds Althelia in Höhe von 5,6 Mio. EUR unterstützt den Anbau und Verkauf von Kakao über eine im Rahmen des Fonds entwickelte Kleinbauern-Genossenschaft. Gleichzeitig werden rund 570.000 Hektar Regenwald in der Region geschützt und 1.250 Hektar degradierte landwirtschaftliche Flächen wiederhergestellt. Die Analyse zeigt jedoch, dass die Investoren einen größeren Teil der Risiken der Landwirte übernehmen sollten – zum Beispiel, wenn die Waldbrände im Amazonasgebiet ihre Kakao-Agroforstsysteme zerstören.

In Südafrika stellt der niederländische Privatinvestor Commonland über eine lokale Entwicklungsagentur Darlehen zur Verfügung, um Rehabilitierungsarbeiten im Baviaanskloof-Tal zu unterstützen. Diese zielen auf die Wiederherstellung degradierter Gebiete und das Erschließen neuer Einkommensquellen für die lokalen Landwirte ab. Der biologische Anbau und die Verarbeitung von Rosmarin und Lavendel ist Teil des Projekts. Durch das Pflanzen von ökologisch wertvollen Spekboom-Bäumen und durch regenerative Landwirtschaft werden ökologische Funktionen wiederhergestellt. Der langfristige Kapazitätsaufbau in dem isolierten Gebiet wird von der lokalen NGO Living Lands unterstützt. Die Fallstudie zeigt, dass ein langfristiges Engagement des Investors in der Landschaft, das 20 Jahre oder länger dauert, der Schlüssel zur ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit eines Projekts ist.

Durch finanzielle Unterstützung von privaten Investoren, darunter dem Livelihoods Carbon Fund, werden lokale Wertschöpfungsketten und somit die Existenzgrundlage von rund 30.000 Kleinbauern in den Ausläufern des kenianischen Mount Elgon gestärkt. Durch die Effizienzsteigerung in den lokalen Milchgenossenschaften und die Nutzung agroforstlicher Systeme erzielen die Landwirte heute Überschüsse, die den hohen Milchbedarf der Region nachhaltig decken. Der Fall ist ein starkes Beispiel für die Wiederherstellung der Landschaft mit Ansätzen, die an die lokalen sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und ökologischen Werte angepasst sind.
 
„Letztendlich hängt der langfristige Erfolg der Waldwiederaufbau-Projekte von der wirtschaftlichen Rentabilität für die Menschen vor Ort ab. Diese müssen wirtschaftliche Vorteile oder Verbesserungen ihrer Lebensbedingungen mit der Wiederherstellung von Landschaften verbinden können", erklärte Andrea Reuter, Projekt-Managerin für Unternehmen und Biologische Vielfalt beim GNF. „Nur dann sind sie bereit, Risiken einzugehen und alte Verhaltensmuster zu ändern", so Reuter weiter.

Das Projekt wurde vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit finanziert. Im Moment liegen die Studie und die vier Fallstudien in englischer Sprache vor, diese finden Sie unter: https://www.globalnature.org/en/forest-landscape-restoration
 
Für weitere Informationen zu den Fallstudien oder der Analyse wenden Sie sich bitte an uns:

Anique Hillbrand
Projekt-Managerin
OroVerde – Die Tropenwaldstiftung
Tel.: +49 228 24290-28
E-Mail: ahillbrand@oroverde.de
www.oroverde.de

Ronja Volles
Projekt-Managerin Unternehmen und Biologische Vielfalt
Global Nature Fund
Tel.: +49 228 1848694 14
E-Mail: volles@globalnature.org
www.globalnature.org
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